1. Januar 1972, trockener Nordwind bläst durch die Strassen, die Sonne strahlt weiss durch leichtes Gewölk, eine Prise Schnee liegt auf den Wiesen - so die Kulisse im Spiezmoos, als wir, Ruth und Gottfried Stoller eine Tankstelle mit kleiner Werkstatt und einer Vierzimmer-Wohnung im angebauten Dreifamilienhaus in Miete nehmen. Mit von der Partie: Ein vierzehn Tage altes Baby und zwei Knaben im Alter von drei und acht Jahren
Erst einmal waren gründliche Reinigungsarbeiten angesagt, was für die ganze Familie eine ziemlich stressige Zeit bedeutete, zusammen mit der ganzen Umstellung, die der Umzug und vor allem der neue Betrieb mit sich brachte. Doch wir lebten uns alle rasch gut ein!
Nach ein paar Wochen des Einarbeitens, wurde uns bewusst: Auch ein kleiner Betrieb bringt Bürokratie mit sich. Folglich absolvierte Ruth eine Buchhaltungsausbildung und war fortan "la Chef des Finances".
Die vielseitige Arbeit machte uns allen viel Freude. Für die Jungs war die Tankstelle eine willkommene Abwechslung zu Spiel in Wald und Wiese und zugleich eine Aufbesserung des Taschengeldes.
Im Juli 1974 musste die Tankstelle allerdings geschlossen werden. Die Umsatzeinbusse, bedingt durch den Bau der Autobahn Thun-Interlaken, verunmöglichte leider eine dringend nötige Sanierung.
Dieser Umstand brachte mit sich, dass wir uns mehr dem An- und Verkauf und anfallenden Service- und Reparaturarbeiten widmeten. Gottfried konnte dabei seine Vielseitigkeit und seine autodidaktisch angeeigneten Kenntnisse und Fähigkeiten bestens einsetzen. Vorerst verkauften und reparierten wir verschiedene Automarken, dann nur noch VWs und später spezialisierten wir uns mit Erfolg auf die Automarke Volvo, welcher wir bis heute treu blieben.
Beat von Niederhäusern arbeitete als Automechaniker von 1975-78 bei uns und war - dank seiner Erfahrung mit Volvo - eine grosse Unterstützung.
1977 und 1979 wurden uns zwei weitere Söhne geschenkt, was mehr Freude und gleichzeitig mehr Arbeit mit sich brachte. Natürlich wurden die jungen Stollers so früh wie möglich zur Mitarbeit ermuntert. Öfters gab es dabei Meinungsverschiedenheiten, lustige Anekdoten und manchmal auch Schreckensmomente. Zum Beispiel als einer der Jungs, mit seinen Brüdern spielend, auf einmal spurlos verschwunden war. Nach längerem Suchen, Rufen und Rätseln fanden wir den Lausbuben schlafend und wohlbehalten in einem geschlossenen Kofferraum wieder.
Zu unserem Kundendienst gehörte es, einem Kunden den Wagen nach vollendeter Reparaturarbeit zurück zu bringen. In der Zwischenzeit hatte die Jungmannschaft die Aufgabe, allfällige Kunden zu begrüssen, einen Kaffee anzubieten und auch kleinere Arbeiten im Haushalt zu erledigen.
Es war einmal einer der Buben dabei, das Geschirr abzuwaschen, als ein Kunde an der Haustür klingelte. Ohne zu zögern bat er den Kunden herein und kam auf die geniale Idee, diesen bei seiner Aufgabe miteinzuspannen. Gedacht, gesagt, getan - als wir nach Hause kamen, stand der Kunde in der Küche und half mit, den Abwasch zu erledigen.
Oder, eine Freundin unserer Familie hatte Pech mit ihrem Wagen - ein kleiner Unfall, ein kleiner Blechschaden. Während sie mit ihren Kindern im Urlaub war, holten wir ihren Volvo ab und reparierten ihn. Als sie ihr Fahrzeug wieder holen kam und ihr kleiner Sohn das wiederhergerichtete Auto entdeckte, kommentiere der Bub: "Mami schau, der Kotflügel ist nachgewachsen!"
Weniger lustig dagegen war der Versuch zweier unserer Söhne, einen Volvo 121 Kombi aus der Einstellgarage zu fahren. Die Jungfernfahrt endete im Gebüsch, dies zum grossen Ärger der Nachbarn.
1978 konnten wir das Dreifamilienhaus mit Werkstatt kaufen. Das Wohnhaus war in ziemlich reparaturbedürftigem Zustand - wohl oder übel mussten wir das Dach neu decken und die Heizung ersetzen lassen. Nach und nach renovierten wir auch Zimmer, Küchen und sanitäre Anlagen - dies oft in Eigen- und Nachtarbeit.
1984 gründeten wir auf Anraten eines Buchhalters eine Familien-AG, was erneut buchhalterische Schulung nach sich zog.
Ende 1991 schickten unsere Söhne Vater und Mutter Stoller in den Urlaub und sanierten in der Zeit das Werkstattbüro.
1993 begann Ueli zusammen mit seiner Frau Anita im kleinen Familienunternehmen mitzuarbeiten. Als gelernter Carrosseriespengler mit guten Mechaniker-Kenntnissen war Ueli sprichwörtlich ein Wunschkandidat und schon bald nicht mehr aus dem Betrieb wegzudenken. Das machte den Anbau einer zusätzlichen Werkstatt nötig.
Zum Erfolg trug die gute Zusammenarbeit innerhalb der Familie viel bei. So konnten wir oft auf die wertvolle Mithilfe von unserem ältesten Sohn Arnold und seiner Frau Erika zählen.
Das Jahr 1997 brachte nochmals grössere Veränderungen: Den Autoabstellplatz vor der Garage liessen wir ausheben, um darin eine grosse Werkstatt mit zusätzlichem Arbeitsplatz und Lagerraum zu errichten. Etwa zur selben Zeit war der Moment gekommen, Büroarbeiten mit dem PC zu erledigen. Ruth begann, sich mit dem neuen Medium anzufreunden - zum Glück war unser zweitjüngster Sohn Jakob ein geduldiger Lehrer.
Im Jahr 1999 stellten wir auch unseren jüngsten Sohn, Joseph im Betrieb ein. Dank seiner Ausbildung als Fahrzeugelektroniker brachte er sehr nützliches Wissen mit - zumal die Fahrzeuge je länger je mehr Elektronik beherbergen.
Das kleine Familien-Unternehmen hätte nie so gut gedeihen können, wenn nicht all unsere Söhne und ihre Frauen ihr Wissen, ihr Engagement und ihr Verständnis miteingebracht hätten. An dieser Stelle ein herzlicher Dank an alle Beteiligten und auch an all unsere Freunde und Kunden!
Am 1. Januar 2004 übernahmen die beiden Söhne Ueli und Joseph die Spiezmoos Garage AG per Aktienkauf. Wir übertrugen damit die Verantwortung für das über 30 Jahre bestehende Geschäft auf jüngere Schultern. Die Voraussetzungen dazu waren bestens erfüllt: Joseph machte das Handelsdiplom und absolvierte Kurse und Schulungen in verschiedenen Fachgebieten.
Mit dem Ziel, Kundenwünschen gerecht zu werden und dem Stand neuster und modernster Technik zu entsprechen, wurden Gebäude und Einrichtungen stetig erweitert, verbessert und teilweise neugestaltet. So wurde die Fassade des Garagen- und Bürogebäudes erneuert, das Büro vergrössert und das Volvo-Diagnostik-System "VIDA" eingeführt. 2006 konnte ein benachbartes, abbruchreifes Haus dazu gekauft werden. Dieses wurde in den folgenden Monaten zurückgebaut - an dessen Stelle entstand ein überdachter Ausstellplatz für unsere Fahrzeuge.
Nebst diesen Neugestaltungen und Erweiterungen der Infrastruktur sind wir auch durch neue Mitarbeiter gewachsen. In den letzten fünf Jahren konnten drei neue Arbeitsplätze geschaffen werden. Momentan beschäftigen wir acht Angestellte, wovon sechs teilweise oder ausschliesslich in der Werkstatt tätig sind.
Dies die Geschichte unserer Garage bis heute - wir freuen uns auf viele weitere erfolgreiche Jahre!
Ruth & Gottfried Stoller, im April 2007
Erst einmal waren gründliche Reinigungsarbeiten angesagt, was für die ganze Familie eine ziemlich stressige Zeit bedeutete, zusammen mit der ganzen Umstellung, die der Umzug und vor allem der neue Betrieb mit sich brachte. Doch wir lebten uns alle rasch gut ein!
Nach ein paar Wochen des Einarbeitens, wurde uns bewusst: Auch ein kleiner Betrieb bringt Bürokratie mit sich. Folglich absolvierte Ruth eine Buchhaltungsausbildung und war fortan "la Chef des Finances".
Die vielseitige Arbeit machte uns allen viel Freude. Für die Jungs war die Tankstelle eine willkommene Abwechslung zu Spiel in Wald und Wiese und zugleich eine Aufbesserung des Taschengeldes.
Im Juli 1974 musste die Tankstelle allerdings geschlossen werden. Die Umsatzeinbusse, bedingt durch den Bau der Autobahn Thun-Interlaken, verunmöglichte leider eine dringend nötige Sanierung.
Dieser Umstand brachte mit sich, dass wir uns mehr dem An- und Verkauf und anfallenden Service- und Reparaturarbeiten widmeten. Gottfried konnte dabei seine Vielseitigkeit und seine autodidaktisch angeeigneten Kenntnisse und Fähigkeiten bestens einsetzen. Vorerst verkauften und reparierten wir verschiedene Automarken, dann nur noch VWs und später spezialisierten wir uns mit Erfolg auf die Automarke Volvo, welcher wir bis heute treu blieben.
Beat von Niederhäusern arbeitete als Automechaniker von 1975-78 bei uns und war - dank seiner Erfahrung mit Volvo - eine grosse Unterstützung.
1977 und 1979 wurden uns zwei weitere Söhne geschenkt, was mehr Freude und gleichzeitig mehr Arbeit mit sich brachte. Natürlich wurden die jungen Stollers so früh wie möglich zur Mitarbeit ermuntert. Öfters gab es dabei Meinungsverschiedenheiten, lustige Anekdoten und manchmal auch Schreckensmomente. Zum Beispiel als einer der Jungs, mit seinen Brüdern spielend, auf einmal spurlos verschwunden war. Nach längerem Suchen, Rufen und Rätseln fanden wir den Lausbuben schlafend und wohlbehalten in einem geschlossenen Kofferraum wieder.
Zu unserem Kundendienst gehörte es, einem Kunden den Wagen nach vollendeter Reparaturarbeit zurück zu bringen. In der Zwischenzeit hatte die Jungmannschaft die Aufgabe, allfällige Kunden zu begrüssen, einen Kaffee anzubieten und auch kleinere Arbeiten im Haushalt zu erledigen.
Es war einmal einer der Buben dabei, das Geschirr abzuwaschen, als ein Kunde an der Haustür klingelte. Ohne zu zögern bat er den Kunden herein und kam auf die geniale Idee, diesen bei seiner Aufgabe miteinzuspannen. Gedacht, gesagt, getan - als wir nach Hause kamen, stand der Kunde in der Küche und half mit, den Abwasch zu erledigen.
Oder, eine Freundin unserer Familie hatte Pech mit ihrem Wagen - ein kleiner Unfall, ein kleiner Blechschaden. Während sie mit ihren Kindern im Urlaub war, holten wir ihren Volvo ab und reparierten ihn. Als sie ihr Fahrzeug wieder holen kam und ihr kleiner Sohn das wiederhergerichtete Auto entdeckte, kommentiere der Bub: "Mami schau, der Kotflügel ist nachgewachsen!"
Weniger lustig dagegen war der Versuch zweier unserer Söhne, einen Volvo 121 Kombi aus der Einstellgarage zu fahren. Die Jungfernfahrt endete im Gebüsch, dies zum grossen Ärger der Nachbarn.
1978 konnten wir das Dreifamilienhaus mit Werkstatt kaufen. Das Wohnhaus war in ziemlich reparaturbedürftigem Zustand - wohl oder übel mussten wir das Dach neu decken und die Heizung ersetzen lassen. Nach und nach renovierten wir auch Zimmer, Küchen und sanitäre Anlagen - dies oft in Eigen- und Nachtarbeit.
1984 gründeten wir auf Anraten eines Buchhalters eine Familien-AG, was erneut buchhalterische Schulung nach sich zog.
Ende 1991 schickten unsere Söhne Vater und Mutter Stoller in den Urlaub und sanierten in der Zeit das Werkstattbüro.
1993 begann Ueli zusammen mit seiner Frau Anita im kleinen Familienunternehmen mitzuarbeiten. Als gelernter Carrosseriespengler mit guten Mechaniker-Kenntnissen war Ueli sprichwörtlich ein Wunschkandidat und schon bald nicht mehr aus dem Betrieb wegzudenken. Das machte den Anbau einer zusätzlichen Werkstatt nötig.
Zum Erfolg trug die gute Zusammenarbeit innerhalb der Familie viel bei. So konnten wir oft auf die wertvolle Mithilfe von unserem ältesten Sohn Arnold und seiner Frau Erika zählen.
Das Jahr 1997 brachte nochmals grössere Veränderungen: Den Autoabstellplatz vor der Garage liessen wir ausheben, um darin eine grosse Werkstatt mit zusätzlichem Arbeitsplatz und Lagerraum zu errichten. Etwa zur selben Zeit war der Moment gekommen, Büroarbeiten mit dem PC zu erledigen. Ruth begann, sich mit dem neuen Medium anzufreunden - zum Glück war unser zweitjüngster Sohn Jakob ein geduldiger Lehrer.
Im Jahr 1999 stellten wir auch unseren jüngsten Sohn, Joseph im Betrieb ein. Dank seiner Ausbildung als Fahrzeugelektroniker brachte er sehr nützliches Wissen mit - zumal die Fahrzeuge je länger je mehr Elektronik beherbergen.
Das kleine Familien-Unternehmen hätte nie so gut gedeihen können, wenn nicht all unsere Söhne und ihre Frauen ihr Wissen, ihr Engagement und ihr Verständnis miteingebracht hätten. An dieser Stelle ein herzlicher Dank an alle Beteiligten und auch an all unsere Freunde und Kunden!
Am 1. Januar 2004 übernahmen die beiden Söhne Ueli und Joseph die Spiezmoos Garage AG per Aktienkauf. Wir übertrugen damit die Verantwortung für das über 30 Jahre bestehende Geschäft auf jüngere Schultern. Die Voraussetzungen dazu waren bestens erfüllt: Joseph machte das Handelsdiplom und absolvierte Kurse und Schulungen in verschiedenen Fachgebieten.
Mit dem Ziel, Kundenwünschen gerecht zu werden und dem Stand neuster und modernster Technik zu entsprechen, wurden Gebäude und Einrichtungen stetig erweitert, verbessert und teilweise neugestaltet. So wurde die Fassade des Garagen- und Bürogebäudes erneuert, das Büro vergrössert und das Volvo-Diagnostik-System "VIDA" eingeführt. 2006 konnte ein benachbartes, abbruchreifes Haus dazu gekauft werden. Dieses wurde in den folgenden Monaten zurückgebaut - an dessen Stelle entstand ein überdachter Ausstellplatz für unsere Fahrzeuge.
Nebst diesen Neugestaltungen und Erweiterungen der Infrastruktur sind wir auch durch neue Mitarbeiter gewachsen. In den letzten fünf Jahren konnten drei neue Arbeitsplätze geschaffen werden. Momentan beschäftigen wir acht Angestellte, wovon sechs teilweise oder ausschliesslich in der Werkstatt tätig sind.
Dies die Geschichte unserer Garage bis heute - wir freuen uns auf viele weitere erfolgreiche Jahre!
Ruth & Gottfried Stoller, im April 2007